A., Mädchen, 10 Jahre
A. ist großgewachsen und stämmig (leicht adipös), hat Lernschwierigkeiten seit Beginn der Grundschule, die sowohl Mathe als auch Deutsch betreffen. Ein Test bei einem Psychologen ergibt jedoch eine normale Intelligenz.
Im Kindergarten war A. ein freundliches, intelligentes und aufgewecktes Kind, das sich auf die Schule freute, wie so viele andere Vorschulkinder auch. Am ersten Schultag bringt sie der Vater zur Schule. Er ist in Eile, setzt das Kind auf dem Schulhof ab und lässt es weinend dort zurück. Er meinte, A. würde sich schon selbst zurechtfinden. A. steht verlassen und weinend auf dem Schulhof. (Start der konfliktaktiven Phase). Sie selbst kann sich später gar nicht mehr daran erinnern.
Von Anfang an fällt es A. schwer, den Unterrichtsstoff zu verarbeiten und wiederzugeben. Sie hat Probleme beim Lesen, Schreiben und Rechnen. Zudem hat die Lehrerin eine merkwürdige Art, lernschwache Schüler zu „fördern“. Diese Schüler werden gehäuft an die Tafel gerufen und müssen dort Aufgaben vorrechnen oder sie sind im Deutschunterricht ständig dran mit Vorlesen. A. ist todunglücklich und will nicht mehr zur Schule. Da die Eltern keine Regelung mit der Lehrerin bezüglich ihrer demütigenden „Fördermethoden“ finden, suchen sie für A. eine neue Schule.
Ab der zweiten Klasse besucht A. eine Schule in freier Trägerschaft, wo durch klassenübergreifenden Unterricht Kindern, die langsamer im Begreifen, sind mehr Zeit eingeräumt werden kann. Damit verbessern sich für A. schon mal deutlich die Lernumstände. Sie geht wieder ohne Weigerung zur Schule, findet schnell neue Freunde und wird in der Klasse geschätzt. Nur mit dem Lernen will es weiterhin nicht so recht klappen. Zwar begreift sie alles, braucht dazu aber deutlich mehr Zeit als ihre Mitschüler. Soll sie das gelernte wiedergeben hat sie ebenfalls ein Zeitproblem und man gewinnt den Eindruck, dass das Wissen zwar da ist, sie aber nur unzureichend oder nicht schnell genug darauf zugreifen kann. Auch Nachhilfe in Deutsch und Mathe bringen nicht den gewünschten Erfolg.
A. wird in meiner Praxis vorgestellt. Durch Gespräche mit den Eltern und A. findet sich der Auslöser des Problems – das „Aussetzen“ A.s am ersten Schultag auf dem Schulhof und dazu das wenig einfühlsame Verhalten der Klassenlehrerin.
Weiterhin finden wir im Gespräch heraus, dass A. in der Schule nie auf Toilette geht, egal wie lange die Schule dauert. Insgesamt uriniert sie am Tag nur zwei bis drei mal. Sie ist dicklich, obwohl sie im Vergleich zu ihren mageren Geschwistern weniger isst.
Es wird mit A. ein Gespräch über die jetzige Schulsituation geführt: Sie ist jetzt zehn Jahre alt und fährt allein mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Schule und von da zurück nach Hause. Sie ist also nicht mehr davon abhängig ob sie der Papa zur Schule bringt oder sie von dort abholt. Sie könnte also jederzeit allein nach Hause fahren, wenn sie wöllte. Außerdem hat sie eine sehr verständnisvolle Lehrerin und sie versteht sich gut mit ihren Mitschülern. Diese aktuelle, reale Situation wird mit ihr und den Eltern intensiv besprochen. Sie bekommt zudem ein homöopathisches Arzneimittel. (Lösung des Konfliktes mit Start der Heilungsphase)
Einen Monat später berichten die Eltern:
A. geht seit dem Gespräch öfters auf die Toilette und vor allem geht sie jetzt auch in der Schule auf die Toilette. Sie ist abends müde (Vorher hatte sie nie so ein richtiges Müdigkeitsgefühl abends.) und schläft besser. Sie ist ausgelassener und fröhlicher und ist nicht mehr so oft der Meinung, alles wäre Mist.
Wenige Tage nach dieser Rückmeldung durch die Eltern hat A. am ersten Ferientag (= 1. Urlaubstag) der Sommerferien Schmerzen beim Wasserlassen und Blut im Urin. Der behandelnde Arzt diagnostiziert eine Blasenentzündung und verordnet Antibiotika.
Circa drei Monate nach der Blasenentzündung wird A. in der Praxis vorgestellt. Sie ist schlank geworden und wirkt nicht mehr angespannt. In der Schule hat es enorme Veränderungen gegeben. Sowohl in Deutsch als auch in Mathe gibt es keine Probleme mehr. Die Noten in diesen Fächern sind jetzt Einsen und Zweien.
- Konfliktthema: „Flüchtlingskonflikt“
- Lokalisation: Nierensammelrohre
- Konfliktstatus: vermehrtes Zurückhalten von Wasser im Körper = aktiver Konflikt
Anmerkung:
Bei einem so genanntem „Flüchtlingskonflikt“ ist das Thema sich verlassen und mutterseelenallein zu fühlen oder sich schlecht versorgt zu fühlen oder plötzlich seine gesamte Existenzgrundlage verloren zu haben, irgendwo zurückgelassen worden zu sein oder von einem unwirtlichem Ort nicht fliehen zu können.
Dabei hält die Niere vermehrt Wasser zurück und der Körper lagert es im Bindegewebe und im Fettgewebe ein. Der Körper hält sich sozusagen Notreserven (archaischer Konflikt mit der Angst zu vertrocknen, zu verdursten durch unwirtliche Lebensbedingungen).
In unserem Falle wurde ein Kind an einem „unwirtlichen“ Ort zurückgelassen, wo niemand auf seine grundlegensten Bedürfnisse eingegangen ist.
In der Schule, dem Ort, wo es sich stets unterversorgt fühlte, hat es keinen Harndrang, weil die Niere das Wasser zurückhält. Der Körper lagerte Wasser ein und das Kind wurde dadurch trotz normaler Nahrungsaufnahme fortwährend dicker.
Sind beide Nieren betroffen oder gibt es noch einen zusätzlichen Konflikt im Verdauungssystem kommt es zu Verwirrtheitszuständen. Das erklärt die normale Intelligenz des Kindes bei mangelnder Leistung in Stresssituationen.
Nachdem das Kind zu der Erkenntnis gekommen ist, dass es die Schule jetzt zu jeder Zeit verlassen kann, weil es nun den Weg nach Hause kennt und ihn auch selbst bewältigen kann und es zudem realisiert, dass die Bedingungen an der neuen Schule ja gar nicht so unwirtlich sind wie an der ersten Schule, löst sich der Konflikt auf. Das Kind scheidet jetzt mehr Harn aus obwohl es die gleiche Flüssigkeitsmenge zu sich nimmt wie sonst und verliert damit ohne jede Diät das überflüssige Gewicht. Mit Beendigung des Sonderprogrammes der Nierensammelrohre hören auch die Verwirrtheitszustände unter Stress auf und das Kind kann sein volles Leistungspotential in der Schule entfalten.
SEP
2016